Rözabort, ein Bericht

Ein theatraler Dorf-Rundgang: Va Tschiertscher Hüüscher und Grinda

Die Idee, Dorfführungen in einer andern Art, also szenisch, anzubieten, war schwierig formulier- und erklärbar. Trotzdem erhielt ich vom Vorstand des Tourismusvereins und von der Generalversammlung Pro Tschiertschen-Praden viel Vertrauen und die Zusage der Unterstützung. Finanziell war das Projekt leider so noch nicht gesichert, aber dank einiger Privaten und Stiftungen konnten wir nach einer Planungsphase im Sommer 2017 im November loslegen. Damals fand ein erstes Treffen mit allen Beteiligten statt. Es war nicht einfach, Darsteller/innen zu gewinnen, denn der projektierte Zeitaufwand war recht gross. Doch dank der Unterstützung der Regisseurin fanden wir sechs Laienspieler/innen, mit denen wir grosses Glück hatten. Mit Paul Steinmann konnte ein höchst professioneller Autor gewonnen werden. Die Inszenierung übernahm die erfahrene Regisseurin Annina Giovanoli. Geleitet wurde das Projekt von mir, Barbara Gubelmann hat mich dabei unterstützt.
Ende März 2018 war der Stücktext parat, Anfang Mai begannen die Proben, die sich an einigen Wochenenden im Juni und Juli fortsetzten. Premiere war dann am 7. Juli.

«Rözabort» ist gut angekommen: Zwölf von 13 öffentlichen Aufführungen waren ausgebucht. Wir spielten bis am 20. Oktober. Dazu waren noch drei private Rundgänge für Gruppen gebucht worden. Dank dem überdurchschnittlich schönen Wetter konnten alle Vorstellungen gespielt werden. Damit die Führung sich bei den Gängen zwischen den Spielorten nicht allzu sehr in die Länge zog, damit auch die Dialoge für alle verständlich blieben und weil eine Szene im alten Schulhaus spielte, wo es nur gut 30 Plätze hatte, gab es eine Begrenzung der Zuschauerzahl auf 30 Personen. Das Publikum bestand aus Feriengästen, aus Bekannten der Spielenden und andern Beteiligten, es gab aber auch sehr viele Leute, die aus Chur und dem Unterland angereist waren und einige Einheimische.

Das Publikum schien Spass daran gehabt zu haben, Fakten und Informationen zu Geografie, Geschichte, Tourismus, Landwirtschaft und Bevölkerung verpackt in Theaterszenen zu erhalten. Die normale Erzählhaltung, also das Vermitteln der Fakten einer Fremdenführerin wurde weitgehend durch Dialoge der Figuren in Situationen ersetzt. Diese diskutierten zB. darüber, welche Information (die dann auch genannt wurde) relevant sei, oder man bekam die Nöte einer Lehrerin und Fremdenführerin mit, der das ewige Aufzählen von geografischen Daten verleidet ist. In einer andern Szene verfolgten die Zuschauer/innen die Suche der Tourismusverantwortlichen nach der zündenden Werbeidee für Tschiertschen-Praden. Natürlich wurden auch die Beziehungen unter den Figuren angespielt, dies eher auf komödiantische Art. Komik entstand auch, wenn Darsteller/innen zwischendurch aus den Figuren ‚ausstiegen‘, weil sie (nur anscheinend) den Text vergessen hatten. Eine eher ernstere Szene versetzte das Publikum ins Jahr 1850, wo es in der Rolle als Gemeindemitglieder beim Abschied von Auswanderern teilnahm.

Weitere Inhalte waren die Schanfigger Häuser von Baumeister J. Niggli, Peter Zinsli, das Dorfbild, Entschleunigung und Kraftort, die Lage Tschiertschens im Schanfigg, Umgebung, Landwirtschaft früher und heute (Innovationen mit zB. Lebensmittelhanf), Tourismus in den 1960er Jahren und natürlich Flurnamen wie zB. ‚Rözabort‘.

All diese Inhalte wurden nur angetönt, um den theatralen Schwung nicht zu verlieren.

Gute Zusammenarbeit und Rückmeldungen hatten wir auch von Seite der Gastronomie und der Hotellerie. Ein grosser Teil des Publikums hat in Tschiertschen gegessen oder sogar übernachtet. Viele haben beim ‚Alpenhirt‘ oder im Dorfladen eingekauft.

Entgegen dem ursprünglichen Konzept, dass sich zwei Gruppen von Darsteller/innen bei den Aufführungen abwechseln, haben alle Damen alle Frauenrollen, alle Herren alle Männerrollen gelernt. So konnte in verschiedenen Konstellationen gespielt werden: zu dritt, viert, fünft oder sechst, je nach dem, wer anwesend war. Es ermöglichte auch, dass die Spieler/innen zwischendurch in die Ferien konnten. Alle Darsteller/innen waren mit grossem Engagement dabei. Sie haben sehr viel Freizeit für ihre Leidenschaft Theater hergegeben.

Einen sehr grossen Anteil am Gelingen hatten fünf einheimische Helfer/innen, die einerseits für die Verpflegung an den langen Probewochenenden schauten und der Regie assistierten. Dann begleiteten sie jeweils zu zweit alle Aufführungen ‚technisch’, kümmerten sich also um Requisiten und Ton und schliesslich ums Aufräumen.

Grosser Dank gebührt auch der Gemeinde, die uns die Probe- und Aufführungsräume gratis überlassen hat und der Kirchgemeinde Steinbachtobel, die für die Kirchenbenutzung nur sehr wenig verlangt hat.

Wie das Projekt fortgesetzt werden soll, wird momentan diskutiert.