Eina mit Zwick! 

Ausstellung im alten Schulhaus Tschiertschen 28.12.24 – 15.3.25

In dieser Ausstellung wird die Geschichte der Bündner Volksmusik und ihre Entwicklung bis heute vermittelt. Die Themenbereiche sind: Wurzeln der Volksmusik, «Seppli- und Fränzlimusik» (frühe Tanzkapellen und ihre Instrumente), Anfänge der Ländlermusik und ihre Popularisierung in den Städten, der «Bündner Stil», Verbreitung der Volksmusik durch die Medien, Festigung und Stillstand, Volksmusik im Aufbruch, «Neue Volksmusik».
(Bild: Geisshirt. Foto Brigitte Bachmann-Geiser 1971)

Der Inhalt wird durch Texte, Bilder, Plakate, Musikinstrumente, Tonträger, Musikbeispiele sowie Porträts von früheren Ländlerkönigen wie auch von heutigen Ländlerkapellen veranschaulicht. Dabei übernimmt die Ausstellung einige inhaltliche und gestalterische Elemente der Ausstellung «grenzenlos lüpfig. Volksmusik in Graubünden», die 2023/24 im Rätischen Museum gezeigt wurde. Der Schwerpunkt liegt bei der Volksmusik im Schanfigg. 

Was heute als «Ländlermusik» bezeichnet wird, entstand Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Einzug der Handorgel in die professionellen Tanzkapellen. Der neue Musikstil wurde zuerst in in Zürich und Bern als moderne Unterhaltungsmusik populär. Von dort gelangte die Ländlermusik auch nach Graubünden. Der Klarinettist Luzi Brüesch aus Araschgen (1866–1946) war mit seiner Ländlerkapelle Brüesch sehr erfolgreich und nahm erste Schallplatten auf.

Im Zuge der geistigen Landesverteidigung während des 2. Weltkriegs erklärte man die Volksmusik zur Schweizer Nationalmusik. Josias Jenny (1920–1989), Bürger von Praden aus Arosa, setzte mit dem Schwyzerörgeli neue Massstäbe. Sein virtuoses Spiel mit dem «Jenny-Zwick» prägte den «Bündner-Stil» der Schweizer Volksmusik mit Klarinetten, Schwyzerörgeli und Kontrabass. Seit den 1960er Jahren war auch der in Tschiertschen wohnhafte Schwyzerörgelispieler Peter Zinsli (1934−2011) eine nationale Grösse. Die bekannteste Ländlerkapelle aus dem Schanfigg war das «Schanfigger Ländlerquintett» des Komponisten und Schwyzerörgelispielers Christian Jenny (1927-2022), Cousin von Josias Jenny. 

In der Ländlermusik entstanden zahlreiche neue Formationen und Produktionen, sie verlor jedoch den Anschluss an moderne Musikströmungen. Ausgelöst durch die Folkbewegung erwachte seit den 1970er Jahren ein neues Interesse an alten Instrumenten und Tänzen. Heute präsentiert sie sich sowohl traditionell wie auch innovativ, kreativ und experimentierfreudig. Diese Ausstellung wird von der Silvia Conzett, Volkskundlerin und bis vor kurzem wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Rätischen Museum kuratiert und umgesetzt.

Vernissage: Samstag, 28. Dezember 2024. Altes Schulhaus Tschiertschen. Mit Musik und Apéro.

Als Teil der Ausstellung produziert Pro Tschiertschen-Praden erstmals als CD eine Anzahl der ältesten Bündner Aufnahmen des legendären Ländlermusik-Pioniers Luzi Brüesch (1866-1946), Bürger von Tschiertschen. Die Einspielungen der Kapelle Brüesch erfolgten 1929-1932 auf His Masters Voice und auf Parlophon in Zürich. Sie wurden bislang nie auf Tonträgern veröffentlicht, obwohl die Titel des Komponisten Brüesch bis heute zum traditionellen Repertoire der Bündner Ländlerformationen gehören. Brüesch gilt als Begründer des «Bündnerstils». Pro Tschiertschen-Praden bezieht die digitalisierten Aufnahmen der Schellackplatten von der Fonoteca Nazionale in Lugano. 

Brüesch wuchs in Passugg-Araschgen auf, absolvierte eine Schreinerlehre. Schon als Kind erlernte er das Klarinettenspiel. Mit seiner Frau führte er später das elterliche Restaurant «Winkel» in Araschgen. Seine Kapelle war derart erfolgreich, dass Brüesch bald als erster Volksmusiker im Kanton die Musik als Hauptberuf pflegen konnte. Brüesch gehörte zu jenen Musikern, die – u.a. zusammen mit den Innerschweizer Grössen – die Ländlermusik als Teil der Schweizer Nationalkultur etablierten. Vor Brüeschs betont bürgerlich-salonfähigen Auftritten galt der Ländler in Graubünden als Domäne der Jenischen. Wir sind überzeugt, mit diesen Aufnahmen einen kulturhistorisch und musikalisch wichtigen Beitrag zu leisten.

Bild: Josias Jenny aus René Degoumois: Auf den Spuren von Josias Jenny. 2011

Bild auf Home: Tschiertscher Musik um 1929.


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